Ich bin GRÜN!

Ich bin schon wieder einen ganzen Monat zurück in Deutschland, aber es kommt mir viel länger vor. In diesem hektischen Land und Leben bleibt keine Zeit, anzuhalten, zurückzuschauen und auch mal nachzutrauern. 
Einen Tag nach der Rückkehr wurde ich krank und war danach direkt auf einer Freizeit. Und schon eine Woche später begann das neue Semester, ein drittes Fach (plus Extrastunden in Griechisch=)) und somit auch der Stress.


Erst letzte Woche kam ich dazu, die letzten Dinge aus dem Koffer auszupacken und ein paar Gedanken bewusst nach Südafrika zu senden und alles dort ganz furchtbar zu vermissen. Auch wenn es oft unter dem Stress und der Lernerei begraben zu sein scheint, ist die Sehnsucht doch da und meine Gedanken wandern zu den lieben Freunden am anderen Ende der Welt.
Aber in vielen Kleinigkeiten, und sei es auch nur das wechselhafte deutsche Herbstwetter, wird mir wieder bewusst, wie ich doch zwischen den Welten hänge und nach wie vor den einen Platz, MEINEN Platz, suche. Bei dieser Suche stieß ich folgendes Gedicht und einen Liedtext von Switchfoot (eine super Band by the way=)). Wenn ihr also wissen wollt, wie es mir geht, lasst die beiden Texte für sich sprechen…



I grew up in Yellow Country.
But my parents are Blue.

I’m Blue.
Or at least, that is what they told me.



But I played with the Yellows.
I went to school with the Yellows.

I spoke the Yellow language.
I even dressed and appeared to be Yellow.
Then I moved to the Blue Land.
Now I go to school with the Blues.
I speak the Blue language.
I even dress and look Blue.


But deep down inside me,
something’s Yellow.
I love the Blue country,
but my ways are tinted with Yellow.
When I am in Blue Land,
I want to be Yellow.
When I am in Yellow Land,
I want to be Blue.


Why can’t I find a place,
where I can be both?
A place where I can be me.
A place where I can be Green.
I just want to be Green.
                                                                   Whitni Thomas






This is Home- Switchfoot


I’ve got my memories, always inside of me
but I can’t go back, back to how it was
I believe it now, come too far

no, I can’t go back, back to how it was
Created for a place I’ve never known


This is home, now I’m finally where I belong
This is home, I’ve been searching for a place of my own, now I found it
Maybe this is home, this is home


Relief over misery
I’ve seen the enemy and I wont go back, back to how it was
I got my heart set on what happens next
I got my eyes wide, it’s not over yet
We need miracles and we’re not alone


And now, after all my searching, after all my questions
I’m gonna call it home
I got a brandnew mindset, I can finally see the sunset
I’m gonna call it home


Come too far and I won’t go back, yeah
This is home



Abgeschlossen

Das waren sie wohl, die zwei Monate Südafrika. Gedacht als Abschluss eines Prozesses von Heimweh, Sehnsucht, Abenteuer…was bleibt?

Ich kann definitiv sagen, dass es anders war als erwartet. Wie schon vorher berichtet, konnte ich mein Herz nicht auf alles vorbereiten und so musste ich manche Enttäuschung hinnehmen über die vielen Veränderungen und auch  Aspekte, wo zu wenig Veränderung geschehen ist. Aber dadurch habe ich ein genaueres Bild der Arbeit hier bekommen, was letztes Jahr gefehlt hat. Dort hatte ich immer Leute um mich herum, nun war ich allein und sah etwas mehr hinter die Kulissen. Dadurch, dass die Leiter eine Auszeit haben, ist manches zum Stillstand gekommen, was in mancher Hinsicht auch mal gut ist. Man gewinnt wieder Blick für das Wesentliche.Und ich habe Respekt für die Übergangsleiter und ihr Durchhaltevermögen in diesen schwierigen Zeiten und den vielen Schwankungen im Team.
Durch mangelnde Finanzen und kaputte Autos bin ich diesmal sehr wenig nach außen gegangen, es gab fast keine Einsätze in Schulen, bei den Clubs habe ich mich auf meine Teens konzentriert. Aus Sicht der Effizienz und missionarischem Nutzen bin ich meinem Ziel also nicht näher gekommen.

Aber Gott hat Möglichkeiten geöffnet, andere Seiten an Menschen und am Land zu entdecken. Durch die viele freie Zeit hatte ich die Gelegenheit, mich dort zu investieren, wo es mir wirklich wichtig ist. Ich konnte Freunde treffen und ohne Zeitdruck oder gestresste Chefs einfach Zeit mit ihnen verbringen und in ihr Leben investieren. Es war erstaunlich, die Teens wieder zu sehen und wie es ihnen ein Jahr später geht. Ihr Leben ändert sich so schnell und oft dramatisch. Nun fällt es mir wieder schwer, sie loszulassen und nicht zu wissen, wie es mit ihnen weitergehen wird. Gut zu wissen, dass sie in Gottes Hand am besten aufgehoben sind und er keinen ihrer Schritte aus den Augen lässt.
Andere Menschen habe ich ganz neu kennengelernt und wurde sehr durch sie gesegnet. Ich wurde zu Freunden eingeladen, oft spontan und war einfach überrascht von ihrer Offenheit und wir konnten uns immer gut austauschen. Erst gestern Abend habe ich eine nette Familie kennengelernt und es war gleich so eine Vertrautheit da, wie nur Gott sie schenken kann. Ohne uns besser zu kennen, sprach Gottes Geist und hat uns allen in einer Weise gedient, die mich einfach umgehauen hat-God is good!
Ich hatte auch die Gelegenheit, meine Lieblingsorte nochmal aufzusuchen und einfach dort zu verweilen. Dieses Land ist einfach zu schön, als dass man einfach schnell vorüberfährt oder alles in einem 2 Wochen Urlaub mitkriegt. Trotz aller Probleme und Konflikte zeigt es eine Schönheit und ist wahrhaft eine “Rainbow Nation”. Vieles bringt dich zum Stauen, zum Entsetzen, auf die Knie ins Gebet…

Und das nehme ich auch mit: neues Feuer im Herzen und Gottes Hand auf meinem Leben. Keine Ahnung, wieso, aber hier scheint Gott so nah und erlebbar. Er ist treu und zeigt sich, wenn wir ihn darum bitten. Ich wurde so oft hier überrascht und ich bin gespannt, wie er mit mir weitergeht in Deutschland…
Meine Zeit hier ist vorbei und ich werde nun besser überleben können, wenn ich zurück gehe. Ich glaube wirklich, dass es wichtig für den Re-Entry Prozess ist, einen guten Abschluss zu finden. Das macht das Leben drüber leichter.
Vielen Dank an alle, die mit drangedacht und mitgebetet haben, seid reich gesegnet!

Bettler oder Pharisäer?

Da auf der Farm nicht allzu viel los ist, kommt man mal zu unvorhergesehen Sachen. Ich schaffe es, ab und zu an meiner Hausarbeit zu schreiben (allerdings eher widerwillig=)), aber auch zu angenehmen Dingen. 

Ich lese gerade ein sehr interessantes Buch von Richard Foster. Ist zwar schon älter, aber hat so viel Weisheit drin, die mich immer wieder trifft. Zum Beispiel Gerechtigkeit. Wir wollen gerecht sein, gut sein, als gute Menschen betrachtet werden. Aber wie werden wir gut?
Viel zu oft versuchen wir es aus eigener Willenskraft. Wenn wir nur genug Regeln aufstellen, Selbstdisziplin haben und es hart durchziehen, werden wir gute Menschen sein. Ich ertappe mich oft dabei, wie ich innerlich einen Plan aufstelle und den dann abarbeiten will. Das funktioniert vielleicht mit Hausarbeiten oder Dingen, die getan werden müssen, aber wir können nicht unser Herz disziplinieren oder unsere Einstellungen planen. Wir gleichen ein bisschen den Pharisäern in der Bibel, die auch versuchten, durch ihre Gesetze gerecht zu werden. Ihr Lebensziel war, alle Gesetze einzuhalten und sich damit die Anerkennung der Menschen und vielleicht auch Gott zu verdienen. Sie taten Gutes, weil sie mussten. Ihre Reihenfolge war Gesetz→ Anerkennung. Sie waren SELBSTgerecht.
Es muss Veränderung in uns drin geschehen, ein Umdenken in unseren Köpfen. Wir brauchen das Denken eines Bettlers, der ebenfalls in der Bibel beschrieben, als krasses Gegenteil zum selbstgerechten Pharisäer. Er verstand, dass er es niemals schaffen würde, alle Regeln einzuhalten, also niemals gerecht werden könnte. Und er wusste, worauf es ankommt. Nicht auf unsere eigene Gerechtigkeit, denn wir können nicht gerecht sein, sondern auf GOTTES GNADE. Er allein kann gerecht machen. Wenn er in uns lebt, ist er die Gerechtigkeit in uns. Er liebt uns zuerst, erkennt uns zuerst an und dann hilft er uns, sein Gesetz zu halten. Die Reihenfolge ist Anerkennung→ Gesetz. Wir tun Gutes, weil wir es wollen. Wir tun nicht nur Gutes, sondern sind gut, weil er, der in uns lebt, das Gute in uns bewirkt.
Dazu müssen wir aber wie der Bettler den ersten Schritt tun und unsere Selbstgerechtigkeit ablegen. Platz schaffen für Gott in uns, unsere Pläne, Konzepte und eiserne Disziplin hinter uns lassen. Es heißt nicht, dass wir uns ab sofort gehen lassen können. Auch nicht, dass die Gesetze unseres Staates nicht mehr für uns gelten; wir sollten sie gerade als Christen halten und sowohl Gott als auch den Menschen die Ehre geben, die ihnen zusteht. Es geht ums Denken und die richtige Reihenfolge. Gottes Gnade ist frei, ein Geschenk und wir können es nur annehmen und uns nicht erkaufen oder durch eiserne Disziplin erarbeiten. 

Paradise Reloaded

Mal wieder ein Update von mir und schon wieder von einem anderen Ort…
Die ersten Wochen in Lighthouse waren nicht einfach, zugegeben. Es war einfach alles so anders und ich musste mich erstmal an die anderen Gegebenheiten gewöhnen.

Die Regel wurde dann schon wieder unterbrochen, da meine Familie in Johannesburg ankam. Ich hätte es ja nie gedacht, aber sie haben einen Traum umgesetzt und sind tatsächlich ins Flugzeug gestiegen. Wir haben zwei Wochen zusammen, um das wunderschöne riesige Land zu bereisen.
Am Anfang gab es ein paar Probleme mit dem Gepäck, aber wir nahmen alles mit Humor. Außerdem waren die Erlebnisse viel zu toll, als dass man Trübsal blasen könnte. Das Wetter war leider nicht so warm wie im Sommer, aber wir hatten viele tolle Tage und fast immer Sonne.
Den Anfang machte Kapstadt mit seinen wunderschönen Häusern, dem Kap, den tollen Stränden, Tafelberg und  atemberaubendem Panorama. Danach ging es weiter die Garden Route entlang. Wir fuhren einfach drauflos und suchten uns abends eine Unterkunft, was spannend aber auch herausfordernd war. Gott war wirklich gut und wir hatten immer ein wirklich gutes Bett und super nette Hosts. Es ergaben sich auch gute Gespräche und wir waren immer versorgt!

Ein Abstecher nach “Afrika Afrika” war die Fahrt durch die Transkei, das Stammland der Xhosa. Es ging die Berge rauf und runter, vereinzelt sah man Dörfer aus Rundhütten und viele Menschen, Ziegen, Kühe auf der Autobahn.=) Aber es hat sich wirklich gelohnt, nach dem weißen Nobelsüdafrika mal noch so eine ganz andere Seite zu sehen. Und es war wirklich nur zum Staunen, wie vielfältig doch dieses Land sein kann. Eine Stunde Fahrt und man sieht eine komplett andere Landschaft-wow!


Gerade sind wir in Durban, der wärmsten Stadt am indischen Ozean. Es tut so gut, wieder im Headquarter zu sein, die Leute wieder zu sehen, den Strand zu genießen, durch Suncoast zu schlendern, in Glenridge zu worshippen…das nennt man Urlaub! Leider geht es morgen schon weiter, aber ich möchte meiner Familie auch noch den Norden zeigen, “mein” Township, Freunde und Arbeit. Und wieder eine komplett andere Landschaft…Wir sind gespannt!

Herz in der Schwebe

Ich bin schon wieder zwei Wochen am anderen Ende der Welt, aber eine Reflektion scheint nach wie vor schwierig.
Hauptproblem für die Kommunikation ist fehlendes Internet. Im vergangenen Jahr wurden die Telefonkabel gestohlen und jetzt bleibt nur Internet übers Handy, was bei mir aber komischerweise nicht funktioniert. So kann ich nur einmal die Woche kurz bei einer Kollegin Emails checken, also bitte nicht böse sein, wenn die Antwort auf sich warten lässt und eher kurz ist…

Der Flug war sehr gut, ich hatte nur einen kurzen Aufenthalt in Dubai und da die Maschine nur halbvoll war, hatte ich sogar eine Reihe für mich zum Schlafen. Aber der Gedanke, bald wieder in Südafrika zu sein, hielt mich vom Schlaf ab. Am Flughafen wurde ich sehr herzlich empfangen und alles schien so vertraut. Der Weg zur Farm durch die Stadt, die Baustellen- selbst die Schlaglöcher waren noch diesselben!J

Insgesamt sind viele Dinge gleichgeblieben, wo ich es nicht erwartet hätte. Ich habe das Gefühl, als wäre ich gar kein Jahr weggewesen, alles schien vertraut und so wie immer. Es tat gut, die Farm wieder zu sehen, die Kids, die mich noch kannten und lieb begrüßten. Am Montag konnte ich zum ersten Mal wieder mit in die Schulen gehen und das brachte etwas Routine zurück, die einem lieb geworden war.
Diese „zum ersten Mal wieder“- Toast mit Cheddar, Roibos Tea, KFC Burger, über die Sandpiste düsen, Freunde wieder sehen, alte Straßen erkunden, in die Gemeinde gehen, unter der kalten Dusche zittern…
Ich merke, wie mir Südafrika doch heimischer geworden ist als gedacht.
Dann gibt es aber auch die ganz andere Seite, wo alles so ganz anders ist. Mein Kopf hatte es wohl begriffen, dass manche Leute gegangen waren, manches sich verändert hatte und das Leben nicht einfach so weitergehen konnte wie bisher. Aber mein Herz ist noch nicht hinterher gekommen und hatte wohl die Hoffnung, dass ich zurück in die Vergangenheit katapultiert werden würde und alles beim Alten bliebe. Das hat sich nicht erfüllt, aber erst nach und nach bemerke ich die Auswirkungen davon. Instinktiv mache ich bestimmte Bewegungen oder gehe in eine bestimmte Richtung, weil es immer so war; nur um dann zu merken, dass das nicht geht und es eben nicht mehr so ist vorher.
Wie automatisch schlage ich den Weg Richtung Holzhaus ein, aber dort wohnt jetzt jemand anderes. Ich bin nur noch Besucher. Obwohl ich kein Recht dazu habe, kommt in mir doch das Gefühl auf, dass es doch mein Platz ist und weggenommen wurde. Man betritt das Haus und erwartet, dass alle wieder da sind, am Tisch sitzen und man zusammen isst und lacht. Aber da ist nur gähnende Leere, die einen erwartet, ein einsames Zimmer und viel Zeit-zu viel Zeit- für sich selbst.
Da bleibt es an mir, auf das zu schauen, was gleich ist. Freunde treffen, quatschen, Spaß haben und neue Dinge ausprobieren. Und immer wieder auf den zu vertrauen, der sich nie ändert…

Was willst du?

Am Sonntag hatten wir in Tübingen nochmal Studentengottesdienst “Feierabend”, wo ich in der Band mitspiele. Der Bandleader fragte mich, was ich mir denn von dem zweiten Trip nach Südafrika erwarte oder erhoffe. Das ist wirklich eine interessante Frage, die mich die Tage danach immer wieder beschäftigt hat. Also Danke, Robert, für den Anstoß!=)

Ich glaube nicht, dass es mir darum geht, nochmal ein neues, krasses Abenteuer zu erleben. Das ist eh nicht mein Typ, nur nach dem neuen Kick und Adrenalinstoß zu suchen und das immer wieder haben zu müssen. Es wird auf jeden Fall neues passieren und ich bin gespannt, aber es wird sicher auch vieles bekannt sein. So ist es also nicht mehr 100% Neuland und Abenteuer, worüber ich aber nicht unglücklich bin.

Mein Kopf sagt mir, dass ich auch nicht erwarte, dass einfach alles so sein wird wie vor einem Jahr, als ich das Land verlassen habe. Denn das geht nicht. Viele Leute sind gegangen, die dagebliebenen haben auch ein Jahr hinter sich, wo Veränderungen und Neuerungen passiert sind. Ich bin ja auch nicht die Gleiche geblieben.
Aber erst heute hat mein Herz das wohl auch mitbekommen und das macht einem ein flaues Gefühl im Magen. Die Farm wird anders aussehen, ich werde nicht im gleichen Bett schlafen, die Kinder sind größer, die Autos sind andere, die Mitarbeiter sind andere…
Ich kann es nicht ändern, aber das wäre manchmal schön. Einfach zurück in die Vergangenheit, einfach alles Schöne nochmal erleben ohne den Gedanken, in zwei Monaten schon wieder Auf Wiedersehen zu sagen. Es ist herausfordernd und schade zu gleich. Aber auch bereichernd. Denn es kann sich ja auch etwas zum Guten verändert haben, das Jahr war nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen. Und wenn mir etwas nicht gefällt, weiß ich, dass ich nicht ein Jahr dort sein werde, sondern nur zwei Monate. Und nicht longterm, sondern visiting supporter.

Soll mich das jetzt befreien oder eher Angst machen? Ich weiß es nicht!
Mein Kopf wird sich wohl Erwartungen formulieren und viele davon werden sich wahrscheinlich auch erfüllen, aber was mein Herz dazu sagt, muss ich erst noch heraus finden…

Different kind of peace

Ruckzuck ging das erste Semester rum und schon sind Semesterferien- krass!
Für mich heißt das nicht nur ausruhen und eine lästige Hausarbeit schreiben, sondern auch umziehen.
Hier kommt also der erste Post aus dem neuen Domizil und ich muss sagen: es gefällt mir ausgesprochen gut!

Wie es allerdings dazu kam, ist auch eine Geschichte für sich:
Ich hatte mein erstes Zimmer nur auf Zwischenmiete und musste also definitv am Ende des Semesters raus. Das erste Mal war es irgendwie einfach, ein Zimmer zu finden; dieses Mal war es nervenaufreibend. Ich kannte mich nun besser in der Stadt und den verschiedenen Wohngebieten und hatte damit auch konkretere Vorstellungen, was ich wollte. Eigentlich war der Plan, mit ner Komilitonin im schönsten Viertel der Stadt zusammen zu ziehen, das hat sich aber zerschlagen. Ich war echt lange auf der Suche und habe ein paar schöne Dinge entdeckt, die aber entweder zu weit außerhalb oder zu teuer waren. Je länger ich suchte, desto unmotivierter wurde ich. Es war ja auch richtig fetter Schnee und immer abends mit durchgeweichten Schuhen in der Kälte auf den Bus zu warten, nahm jede Lust!
Dann kamen meine Prüfungen dazu, unter anderem eine mündliche in Geschichte, bei einem Prof, der so ziemlich alles weiß. Man hat also Angst, dass man trotz vielem Lernen am Ende etwas nicht weiß und kläglich vor ihm versagt.
Eines Morgens beim Frühstück dachte ich über all diese anstehenden Dinge und begann, mir Sorgen zu machen. Der Teufel tat sein Übriges und ich hatte am Ende einen riesigen Sorgenberg vor mir. Doch Gott brach in diese Verzweiflung hinein, mit einigen krassen Worten:

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.                                                                                              Psalm 127:2

Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.                                                                             Johannes 14:27

Dieser Friede Gottes überraschte mich völlig und ich merkte zum ersten Mal, was das eigentlich heißt! Wir versuchen, in unserem Leben Frieden zu schaffen, auf alle möglichen Arten und Weisen. Man sorgt aus mit Geld, Zeit, lieben Leuten um sich, ein Dach über dem Kopf, Pläne für die Zukunft…
Das ist der Frieden, den die Welt gibt, aber Gott hat was anderes für seine Kinder! Er hat einen Frieden für uns, der hält, auch wenn diese oben genannten Dinge zerplatzen. Dieser Friede hält stand gegen äußere Einflüsse und muss nicht vor allwissenden Professoren oder vor Wohnungsproblemen kuschen.
Es heißt nicht, dass ich jetzt die Füße hochlegen kann und nichts mehr tun muss, aber ich muss mich nicht mehr totsorgen. Ich darf das tun, was in meiner Macht steht, aber dann auch meine Grenzen eingestehen und mich auf Gottes Frieden zurückfallen lassen. Er wird es gut hinausführen, das hat er versprochen.

Und ich habe es erlebt! Am selben Tag hatte ich diese Geschichteprüfung und zwei Freunde waren vor mir dran. Sie kamen etwas deprimiert raus und meinten, der Prof hätte sie schwere Sachen gefragt und sie konnten wenig sagen. Ich war etwas verunsichert, betete aber die ganze Zeit, dass Gott irgendwas verändern würde und ich viel sagen kann. Und der Prof war ein paar Stunden später wie ausgewechselt. Er ließ mich reden und ich konnte fast alle Fragen beantworten! Ich bin wie auf Wolken aus diesem Büro rausgeschwebt!

Dann war da noch das fehlende WG-Zimmer. Ich hatte mir eine tolle WG angeschaut, wo es von den Leuten her passte und das Zimmer echt toll war. Da hatte ich echt Hoffnungen, dass es klappen würde, doch ich bekam eine Absage. Keine fünf Minuten später meldeten sich ein paar andere und sagten mir zu, allerdings war diese WG etwas außerhalb. Ich sagte zu Gott, ich würde noch ein letztes Mal nach Angeboten schauen und wenn ich bis morgen Abend keine andere Zusage hätte, würde ich dort zusagen. Ich fand ein tolles Angebot nur eine Querstraße von meiner Freundin entfernt und ging dorthin mit einem Ultimatum (was ja eigentlich extrem unverschämt ist!). Doch ich bekam sofort eine Zusage!
Das Zimmer ist der Hammer, in einem Penthouse mit eigenem Balkon und Dachterasse. Bis jetzt sind die Leute auch nett und ich bin gespannt!
Aber es hat sich gelohnt, zu warten, denn Gott gibt immer das Beste!

Katha allein @ Tübingen

Hier kommen nun also die ersten Berichte über Katha in Tübingen. Und für alle sich sorgenmachenden Mütter und Tanten sowie Großmütter und sonstige ältere weibliche Leser=): Es geht mir gut!

Im Ernst, ich kann mich nicht wirklich beklagen. Die WG ist super und mit den Leuten verstehe ich mich gut. Die sind alle etwas erfahrenere Semester und haben mir beim Einstieg sehr geholfen, die Tricks und Tipps verraten, um Unibibliothek und Mensa etc. zu überleben. Des öfteren haben wir Diskussionen über Politik und andere Themen oder schauen gemeinsam House MD. Allerdings ist es nur zur Zwischenmiete und so geht wohl bald die Suche nach einer (hoffentlich permanenten) Bleibe wieder los.
Aber auch da gibt es gute Neuigkeiten: Per Zufall habe ich herausgefunden, dass in der Stadt noch drei andere MKs wohnen und das erste Treffen war ein Feuerwerk der Ideen. So wurde die Idee geboren, ein Netzwerk aufzubauen, um frisch zurückgekehrten MKs das Einleben auf praktische Art und Weise leichter zu machen. Und der Plan, eine MK-WG zu gründen, spukt auch in den Köpfen herum, man kann also gespannt sein…=)

Nun aber zum Studium: Am Anfang war es echt ungewohnt, nun ein Student zu sein, wenn auch ein schönes Ungewohntsein.=) Der erste Kampf war, sich seinen Stundenplan zusammenzustellen, was mehrere Stunden dauern kann, bis man alle Erwartungen erfüllt hat und sich keine Veranstaltung überschneidet. Dann muss man warten, ob man zugelassen wird und wenn nicht, geht das Spiel von vorn los! Ich kann mich allerdings nicht beklagen, ich kam in alle Wunschkurse rein und bis jetzt sind die echt gut.

Ein paar Eindrücke:
– in Geschichte habe ich ein Seminar zur Antike und da wird natürlich Latein gefordert. In jeder Sitzung könnte ich mich ohrefeigen, damals alle Unterlagen verbannt zu haben! So mancher Begriff sagt mir zwar noch etwas, aber bei den meisten Sätzen versteh ich nur Bahnhof. Lichtblick: Keinem der 35 anderen Kursteilnehmer geht es anders und der Prof hat Verständnis dafür…
– auf Grund immer noch ungeklärter Ursache wurden dieses Semester in der Philologie die NCs aufgehoben mit der Folge, dass nun 700 statt 400 Studenten in einer English Vorlesung sitzen. Das zieht erhebliche administrative Schwierigkeiten mit sich und wir sind des öfteren Opfer dieser Planlosigkeit. Aber mit Videoübertragung und Protest Hörsaalbesetzungen versuchen die Studenten nun, der Lage Herr zu werden; Ende: offen!
– mein Stundenplan sieht eigentlich recht leer aus und man könnte meinen: diese faulen Studenten! Was allerdings erst jetzt zum Vorschein kommt, ist die nicht aufgelistete Extraarbeit. 50 Seiten lesen, Referate, Hausaufgaben etc. Da ist Selbstdisziplin und eine gute Zeiteinteilung gefragt.
– das Abenteuer “Mensaessen” habe ich auch schon ausprobiert und kann sagen, dass es gar nicht so übel ist, es sieht schlimmer aus als es ist, da es hier in Tübingen keine Teller gibt, sondern Tabletts mit Löchern drin.=) Aber es ist der billigste Weg, was anständiges in den Magen zu bekommen. Wobei ich auch gerne selber koche und ausprobiere. Das Berechnen der richtigen Menge und die Geldeinteilung braucht aber noch seine Zeit…

Von dem her fällt mein Bericht noch positiv aus. Gemeindemäßig bin ich noch auf der Suche und besuche alle möglichen Richtungen und Größen. Ich hoffe echt, dass ich den Platz finde, wo ich gut mit meinen Gaben reinpasse!

Time to say goodbye….

…das hieß es zum ersten an vergangenen Wochenende. Da war mal wieder MK-Freizeit und der obige Titel war Thema des Wochenendes. Nach einem Jahr Abwesenheit war es für mich zum Teil schon wieder ein Heimkommen, alte Freunde wieder treffen, wieder rumscherzen, mit den Mitarbeitern im Team sein, sich verstanden fühlen….Mein Abschied aus Südafrika ist ja auch noch recht frisch und so konnte ich auch für mich selbst was mitnehmen. Es war auch schön, viele neue und interessante Leute kennenzulernen. Krass, wo Leute schon waren und was sie erlebt haben, das ist immer so ne Bereicherung!

…passt auch zum heutigen Tag, mein Umzug nach Tübingen. Für mich war es schon recht seltsam, schon wieder was Neues zu machen. Was soll ich mitnehmen? Ist das alte Zuhause irgendwie immer noch Zuhause? Wie wird das alles werden mit Studium und so?
Für alle noch “Unaufgeklärten”=): Ich habe mich trotz vielen guten Angeboten nun für Tübingen entschieden, wo ich ab Mitte Oktober Lehramt Gymnasium English und Geschichte studieren werde. Bis jetzt ist es noch viel Papierkram und ich habe von vielem selbst noch keine Ahnung. Aber die Leute in meiner brandneuen WG sind sehr nett und studienerfahren. So habe ich gute und hilfsbereite Ansprechpartner, worüber ich sehr dankbar bin.
Ansonsten versuche ich gerade, meine Taschen auszuräumen und alles passend zu verstauen. So langsam wird es wohnlich und ich freu mich auch drauf. Die nächsten “Katha wohnt allein”- Abenteuer folgen…=)

Good old Germany

Heute vor 2 Monaten habe ich das schöne Südafrika verlassen und versuche mich seitdem, wieder in Deutschland zurecht zu finden.=) Nachdem ich in Südafrika gemerkt habe, dass ich doch deutscher als gedacht bin, kam nun die Erkenntnis, dass ich mich doch etwas verändert habe und mir ein paar Dinge ungewohnt oder neu sind.

Die ersten Wochen musste ich schon des Öfteren stauen, was es hier alles gibt und habe es auch genossen. Am ersten Abend wieder unter der Dusche stehen (in ZA musste man sich mangels Duschvorhang hinkauern), das Wasser in einem fast schon harten Strahl auf sich runter prasseln lassen- ohne Sorge, dass der Tank gleich leer ist oder das Wasser kalt ist. Man muss nicht drei Stunden vorher den Boiler anmachen und kann solange genießen, wie man will.
Ich war auch erstaunt, wie schnell und sehr man sich an Kleinigkeiten gewöhnt. Ich habe am Anfang immer gegen die Wand gehauen, wenn ich das Licht anmachen wollte, weil die Lichtschalter in ZA viel höher sind als zuhause.

Ein anderes Kapitel wäre da noch das Autofahren. Die ersten Tage war ich sehr verwirrt und dachte, meine Eltern fahren auf der falschen Seite, gerade beim Abbiegen. Als ich dann selber im Auto saß, war ich schon öfter geneigt, nach links zu ziehen oder falschrum in den Kreisverkehr zu fahren. Meine fürsorglichen Geschwister haben mich aber durch mehr oder weniger freundliche Zurufe auf der richtigen Seite gehalten…=) Zudem muss man sich damit abfinden, dass hier die Verkehrsregeln auch wirklich gelten. Also auf der Autobahn nicht rechts überholen, nicht zu schnell fahren und so. Das ist dann schon härter…Aber es wird so langsam, nehme ich doch zumindest an.=)

Was ich sonst so vermisse oder erlebe:
– im Supermarkt gibt es keine 20 verschiedenen Chipswürzungen
– ich vermisse: sweet chilli sauce, das Brettern über die Sandpisten mit 34 Jahre alten Mercedes Benz, meine Teens, den Tagesablauf, die Trekker im Woodenhouse, Simba und Munashe, die allmorgendlichen “Hello Katha, how r u?”, Kimberleys Lachen
– sehr gewöhnungsbedürftig ist auch wieder die Gemeinde, der Worship im Sitzen, die vielen neuen Leute und das nicht mehr informiert sein

Aber es ist schön, wieder hier zu sein, viele Leute wieder zu treffen und bin gespannt, was die nächsten Wochen so bringen!